Seit ich 2004 meiner Intuition folgend in der Wat Po Medical School meine erste Begegnung mit der klassischen Thai Massage hatte, ließ mich die Faszination für diese wunderbare Möglichkeit, an Körper, Geist und Seele zu arbeiten, nicht mehr los. Etwas verwundert über die kurze Ausbildungszeit fragte ich meine damalige Lehrerin, ob ich meine Lehrzeit bei ihr vertiefen dürfe und kehrte so, über die sechs Wochen meines ersten Aufenthalts in Thailand hinweg, immer wieder an die Schule zurück, wo ich wieder und wieder die selben routinierten Bewegungen meiner Lehrerin verfolgte, die sie den wechselnden Gruppen von vier Personen um sie herum vorzeigte. Die auf meine vielen Fragen erfolgende Antwort von `same same´ ließ für mich dann doch noch einiges an Verständnis offen.
Noch in Bangkok stieß ich in einer Buchhandlung auf `Die Kunst der Thai Massage´von Asokananda alias Harald Brust. Es kam zu einem e-mail Austausch mit dem Begründer des Sunshine Networks, den ich persönlich nicht mehr kennenlernen sollte, würde er doch 2 Jahre später, als ich mich erneut auf den Weg in den Norden Thailands zur Lahu Viallage machen würde, nicht mehr unter uns weilen. Meine Ausbildung in der Kunst der Thai Massage setzte ich dennoch in der Sunshine Massage School fort; unter der Anleitung von Laurino in Huai Naam Rin, einem der Dörfer, in denen sich die Lahu – ein in Thailand, China und Myanmar lebendes Bergvolk – niedergelassen haben. Hier, abgeschieden von lärmenden Städten, dafür jedoch im Einklang mit der Natur, wo Bambusrohre das Wasser aus dem Wald ins Dorf leiten, Hausschweine und Hühner sich noch den selben Platz für ihre Notdurft aussuchen wie die Menschen, durchlief ich eine weitere Etappe meiner Ausbildung. Neben der präzisen Technik, die ich lernte, begannen wir auch jeden Tag mit einer einstündgen Meditaton noch vor Sonnenaufgang und beendeten den Tag meditierend.
Ich nahm nicht nur ein erweitertes Repertoir an Behandlungstechniken und eine routiniertere Anwendung meiner bereits vorhandenen Kenntnisse mit nach Hause, sondern bemerkte darüberhinaus vor allem auch, wie sich mein Energieniveau deutlich anhob. Noch während der Ausbildung benötigte ich kaum Schlaf und auch nach meinem Rückflug nach Europa und in den ersten Wochen zurück an meinem Arbeitsplatz in Wien hielt dieser Zustand an, der sich auch in einer weitaus höheren Gelassenheit im beruflichen Alltag widerspiegelte. Noch im selben Jahr vertiefte ich das Gelernte bei Andrea Baglioni in Italien. Die Thai Massage begleitete mich auch in all den Jahren, in denen ich meinem Vollzeitjob als Psychologin nachging, der mich gut auslastete.
2014 unternahm ich endlich einen weiteren Schritt, diese geschätzte und mir lieb gewordene Behandlungsmethode wieder stärker in den Mittelpunkt meines Lebens zu rücken: Einmal pro Monat verbrachte ich übers Jahr verteilt ein Wochenende in London, um dort an der Mudita School of Thai Yoga Massage, die von einem weiteren Sunshsine Absolventen gegründet wurde, an den Wochenendkursen teilzunehmen. Nach einer Vielzahl an Flügen, einer viel größeren Anzahl an Personen, denen ich für die erforderlichen Fallstudien mindestens eine Behandlung gab, den damiteinhergehenden Einsichten und Durchblicken, und einer Prüfung erhielt ich im November 2015 schließlich ein europäisches Zertifikat.
Seither verging keine Woche, ohne Freunden, Bekannten und Freundesfreunden mit einer Behandlung aufzuwarten. Und jedesmal wieder fühle ich eine positive Aufregung und Ehrfurcht vor dem Menschen, der da bald zu mir kommen wird und hoffe, die Linien und Punkte richtig zu erspüren; die in dem speziellen Moment für diese spezielle Person besten Übungen zu wählen und jedesmal wieder tritt nach den ersten Minuten jener wunderbare Moment ein, in dem die Intuition mit der Präzision der Technik verschmilzt und was folgt, ist ein rhythmisches Atmen, ein Flow, ein Tanz. Und jedesmal wieder die veränderten Gesichter, funkelnde Augen, gelöste, erfrischte Nuad Empfänger.